"Theater aus einer Haltung der kritischen Zuneigung für und des informierten Respekts vor Werk, Publikum und Protagonisten". In Köln arbeitete Christoph Dammann mit so profilierten und erfolgreichen Regisseuren wie Christof Nel, Katharina Thalbach, Karoline Gruber, Christian von Goetz, Robert Carsen und David Pountney zusammen. Von 2004, als er die alleinige künstlerische Verantwortung als Intendant übernahm, bis 2008 gelang es ihm, die Auslastung der Kölner Oper kontinuierlich von 65 % auf 80 % zu steigern und im gleichen Zeitraum die Einnahmen der Oper um 20 % anzuheben, während gleichzeitig die unter Haushaltssicherungkonzept stehende Stadt Köln fast 10 Mio. Euro bei der Oper kürzte. (Siehe Presse zu seinem Abschied von Köln, Presseerklärung der Stadt sowie Stellungnahme der Kölner SPD) Dabei setzte sich Christoph Dammann besonders mit zwei künstlerischen Fragen auseinander, die ihm seit vielen Jahren in seiner Arbeit sehr wichtig sind und zu einer klaren Profilierung und Positionierung der Kölner Oper führten. Beide Fragen sind komplex und können hier nur verkürzt angesprochen werden: 1. In der Operngeschichte gab es von 1600 bis etwa 1930 unzählige Uraufführungen. Für das Publikum war es normal, ins Theater zu gehen und Werken lebender Komponisten zu begegnen (damals spielte die Inszenierung noch nicht die dominante Rolle...). Die erfolgreichen, sofort oder bald vom Publikum angenommenen Werke begannen, ins Repertoire überzugehen. Diese Entwicklung scheint nach dem 2. Weltkrieg abgebrochen. Es entstehen nur noch wenige neue Opern, die es so gut wie immer schwer haben, selbst vom fachkundigen Opernpublikum, von den Musikern und Sängern angenommen zu werden oder gar nachgespielt zu werden. Als Reaktion auf diese Entwicklung widmete Christoph Dammann an der Kölner Oper eine von sieben Premieren in jeder Spielzeit einer neuen Oper des 21. Jahrhunderts, und eine weitere Premiere, sozusagen als Türöffner, einer Oper des 20. Jahrhunderts. Ausserdem etablierte er eine Reihe mit zeitgenössischer Kammeroper in den Kölner Museen. 2003/4 startete er mit dem weltweit einzigartigen Intermezzo-Projekt. In der Pause jeder Vorstellung im grossen Haus wurde eines von fünf von ihm in Auftrag gegebenen Intermezzi, zeitgenössischen Kurzopern, gespielt. Diese Projekte fanden grosses Interesse beim Kölner Publikum und auch bei den am Opernbetrieb eng beteiligten Komponisten. 2. In unzähligen Diskussionen mit Zuschauern, aber auch unter Opernleuten zeigt sich, vor allem in Deutschland, ein grundsätzliches Problem mit Opernregie. Insgesamt scheint sich die Balance zwischen visueller und auditiver Ebene zu verschieben, ebenso wie das Verhältnis zwischen emotionaler und rationaler oder auch tragischer und komischer Ebene. Das Inszenieren von Kommentaren und Kontexten wird wichtiger als das Inszenieren einer Geschichte und von Personen. Diese Tendenzen werden in Deutschland von einigen Kulturredakteuren und freischaffenden Kulturkritikern hochgeschrieben, was auch gewisse Beachtung in der Kulturpolitik findet. Heutzutage sehen manche Rezensionen so aus, dass in der ersten Spalte Bühnenbild und Kostüme beschrieben werden, in der zweiten Spalte das Regiekonzept interpretiert wird, um dann in der dritten zu erklären, warum es nicht aufgehen konnte. Mit Glück gibt es in der vierten Spalte kurze Erwähnung einiger Protagonisten, des Dirigenten und des Orchesters. Es entsteht dabei ein grosser Druck auf die Regisseure, mit immer neuen Ansätzen im Gespräch zu bleiben. Der Beruf des Regisseurs ist aus dem des Darstellers entstanden und hat sich heute teilweise zu weit von dieser Perspektive entfernt. Um sich auch mit diesem wichtigen Problem auseinanderzusetzen, engagierte Christoph Dammann in jeder Spielzeit neben den oben genannten auch ein bis zwei Regisseure, die sogenannte "traditionelle" oder "konventionelle" Inszenierungen erarbeiteten. Jede dieser Produktionen erwies sich als ausverkaufter Publikumserfolg: 2005/6 "Hänsel und Gretel", Regie Jürgen Rose, 2006/7 "Lohengrin", Regie Klaus Maria Brandauer und "Cosi fan tutte", Regie Michael Hampe, 2007/8 "Der Freischütz", Regie Michael Heinicke und "L´italiana in Algeri", Regie Grischa Asagaroff nach Jean-Pierre Ponnelle. Eine umfassende Dokumentation von Christoph Dammanns Kölner Arbeit bietet das Archiv des Opernmagazins "oton". Ein weltweit einzigartiges und aufsehenerregendes Projekt war der von Christoph Dammann konzipierte "Ring an 2 Tagen". (Siehe auch Berichte: prolog, Der neue Merker). Christoph Dammann vernetzte die Aktivitäten der Kölner Oper intensiv mit anderen städtischen Institutionen, neben den Museen mit der Hochschule für Musik, der Rheinischen Musikschule sowie einigen allgemeinbildenden Schulen und dem Westdeutschen Rundfunk.
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